Auf Qualität setzen
Erst einmal von den Reizen der Kunst in Bann gezogen, fällt es gelegentlich schwer, die Kauflaune zu zügeln und sich an die alte, aber immer noch gültige Regel zu halten, statt auf Quantität lieber auf Qualität zu setzen.
So macht es auch unter dem Aspekt eines gewünschten zukünftigen Wiederverkaufes mehr Sinn, wenige herausragende charakteristische Werke zu besitzen als viele kleine, eher nebensächliche Arbeiten. Diese können zwar vielleicht wichtige Studien sein, die zu einem Hauptwerk führen, auf dem Kunstmarkt werden jedoch in der Regel die markanten, exemplarischen Bilder oder Skulpturen in repräsentativem Format höher honoriert. Stehen mehrere Bilder eines Künstlers zur Auswahl, so gilt es ein typisches Werk auszuwählen. Es könnte sich beispielsweise um eine Arbeit aus einer frühen Werkphase handeln, die aber davon zeugen muss, dass der Künstler oder die Künstlerin sich von möglichen Vorbildern abgenabelt und einen eigenen Weg gefunden hat. Noch interessanter erscheinen Werke, die aus einer nachfolgenden, gereifteren, gefestigten künstlerischen Phase stammen, Werke, die in inhaltlicher wie gestalterischer Hinsicht Schlüsselpositionen im Œuvre einnehmen. Arbeiten, die eine Sonderstellung im künstlerischen Konzept einnehmen, die in formaler wie inhaltlicher Hinsicht untypisch für das Werk des Künstlers sind, sollten eher bei der ersten Wahl ausgeklammert werden. Oftmals sind sie Ergebnis eines künstlerischen Versuches, eines Weges, den der Künstler nicht weiterverfolgte. Manchmal sind sie als Nebenprodukte entstanden, auf der Suche des Künstlers nach der geeigneten Lösung.
Unikate bevorzugen
Druckgraphik, Auflagenobjekte zu erschwinglichen und manchmal sogar äußert niedrigem Preis reizen zum Kauf. Viele Galeristen haben hier ein großes Angebot zu bieten. Kunstmessen wie die Ars Multiple in Düsseldorf helfen dem Sammler sich einen Überblick zu schaffen. Originaldruckgraphik oder Auflagenobjekte haben den Vorteil, dass man auf Grund des nur geringen finanziellen Einsatzes kaum ein Risiko eingeht. Manche begehrten Multiples erfahren erstaunliche Wertsteigerung. Beispiele hierfür sind unter anderem der “Schlitten” von Joseph Beuys, 1969 in einer Auflage von 50 erschienen, oder “Victoire de Samothrace” von Yves Klein, 1962 in einer Auflage von 175 herausgegeben. Heute werden beide jeweils im siebenstelligen DM-Bereich gehandelt. Bei der Wahl von Auflagenobjekten sollte der Sammler auf eine nicht zu hohe Auflage achten. Außerdem sollten ausschließlich Arbeiten ausgewählt werden (und hier erweitern wir den Blick auf die Kunst generell des 20. Jahrhunderts), die zu Lebzeiten des Künstlers oder der Künstlerin herausgegeben wurden. Es kursieren zahlreiche posthum entstandene Multiples, die vom Sammler aus kunsthistorischer Sicht und dem Blickwinkel des Kunstinvestments besser unberücksichtigt bleiben sollten.
In der Regel werden jedoch die Unikate, zum Beispiel charakteristische Gemälde, Zeichnungen oder Skulpturen aus dem Schaffen der Künstler, vom Kunstmarkt wesentlich höher bewertet als Auflagenobjekte. Auch wenn der Einstiegspreis zunächst über den von Auflagenobjekten liegt, sollte der strategische Käufer sich daher lieber zum Erwerb eines einzelnen, typischen Werkes einer Künstlerin oder eines Künstlers entschließen als zu einem oder mehreren Auflagenobjekten. Ist das Budget begrenzt, so empfiehlt es sich, unter dem Gesichtspunkt der Wertsteigerung, in der Regel lieber nur ein qualitätvolles Unikat oder wenige exemplarische Werke zu erwerben als viele Multiples.
Die Rolle des Formates beachten
Bei einem späteren Verkauf eines Kunstwerkes stellt neben zahlreichen anderen Aspekten auch das Format einen nicht zu unterschätzender Faktor dar. Kunstwerke in extremen Größen, die zum Beispiel im Auftrag für eine spezielle Räumlichkeit geschaffen wurden, lassen sich oftmals nur schwer wieder verkaufen. Der Käufer müsste über einen ähnlichen Raum verfügen wie der Vorbesitzer. Dies schränkt die Zahl der potentiellen Käufer immens ein. Einige junge Künstler vertreten die Meinung, ihre Ideen nur auf riesigen Bildformaten ausleben zu können. Möglich ist es, dass sich eines dieser Bilder hervorragend in das großzügig geschnittene Loft eines Kunstliebhaber oder die Eingangshalle einer Firma fügt. Ob sich jedoch bei einem gewünschten Verkauf ein zweiter Liebhaber mit geeignet großen Räumen findet, ist fraglich. Ebenso sollte man bei einem Kauf auf allzu kleine Werke eher verzichten. Im Bereich der jungen Kunst sind Preisunterschiede zwischen kleinen und repräsentativeren Formaten nicht sehr groß. Die Analyse der Verkaufserfolge zum Beispiel bei den Auktionen und auf Kunstmessen zeigt, dass die repräsentativeren Formate die gesuchteren sind. Nun kann es sein, dass das kleine Format zum Konzept der Künstlerin oder des Künstler gehört. Oftmals handelt es sich dabei um Werke, die ihre Wirkung erst in der Serie entfalten. Ist dies der Fall, so empfiehlt es sich, sogleich eine ganze Serie der kleinen Formate zu erwerben.
Erhaltungszustand, konservatorische Aspekte berücksichtigen
[...] Gerade erst entstanden, sollten die Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen, Fotografien oder Videos eigentlich in gutem Zustand sein. Trotzdem gilt es vor dem Kauf genau hinzuschauen und mit dem Galeristen oder/und dem Künstler auch über die verwendeten Materialien zu sprechen. Die Frage nach der Beständigkeit mancher dick aufgetragenen oder neu erprobten Farben und Materialien ist legitim. Werke mit bereits offensichtlichen Blessuren an den Oberflächen und Rändern sollten nicht erworben werden. Ein Wiederverkauf ist vor einer fachgerechten Restaurierung wenig aussichtsreich. In dem seit einigen Jahren auf dem Kunstmarkt boomenden Bereich der Fotografie und der Videokunst lohnt es ebenfalls, konservatorische Aspekte zu berücksichtigen. Welches Material hat Einsatz gefunden? Verspricht oder besser noch garantieren Galerist und Künstler, dass der Fotoabzug nicht nach wenigen Jahren sich verfärbt oder anderweitig drastisch verändert? Wird das Video langfristig erhalten bleiben oder ist mit einem - möglicherweise irreparablen Verfallsprozess zu rechnen? Zuletzt muss man sich als Käufer auch selbst die Frage stellen, ob in den eigenen Räumen geeignete, den Erhaltungszustand der Kunstwerke schonende konservatorische Voraussetzungen bestehen. Werden empfindliche Fotografien, Zeichnungen und Druckgraphiken beispielsweise nicht direktem Licht ausgesetzt? Sind große Temperaturschwankungen und zu hohe oder zu niedrige Raumfeuchtigkeit auszuschließen?
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