Poetische Linien in Zürich  |  | Giovanni Benedetto Castiglione, genannt Il Grechetto, Noah leitet die Tiere in die Arche, um 1660 | |
Unter dem Titel „Die Poesie der Linie“ präsentiert das Kunsthaus Zürich ab heute rund 30 italienische Zeichnungen aus Renaissance und Barock. Viele der Werke gehören längst zu den Klassikern der Grafischen Sammlung, wie etwa eine Vorzeichnung Raffaels für die Stanzen im Vatikan oder die Darstellung vom Tod Lucrezias von der Hand Jacopo Negrettis. Andere Blätter sind bislang noch nicht einmal publiziert, obgleich sie von nicht weniger gefeierten Meistern wie Giovanni Francesco Barbieri, Antonio Allegri oder Carlo Maratta stammen.
Um diese Werke einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen, verwandelte Kurator Jonas Beyer die Grafische Sammlung in ein Laboratorium. Unterstützung erhielt er dabei sowohl von Studierenden der Universität Zürich, als auch von namenhaften Experten auf dem Gebiet der internationalen Zeichnungsforschung. Gemeinsam überprüften sie Werkstoffe, Zustand, Ikonografie und Zuschreibungen der empfindlichen Kunstwerke auf Papier. Viele dieser Aspekte können nur am Original überprüft werden; vor allem dafür sollten die noch in der Ausbildung befindlichen Kunsthistoriker sensibilisiert werden.
Handzeichnungen können verschiedene Funktionen im künstlerischen Schaffen erfüllen: Einige sind Vorstudien, in denen Künstler die Komposition, die Anordnung der Figuren oder ein Kontrastschema für ein späteres Werk erproben und entwickeln. Andere wiederum dienen der Übung und der Vergewisserung der Fähigkeiten in der Darstellung des menschlichen Körpers oder der Ausarbeitung der Gewandung für das Bildpersonal. Somit ermöglichen die Zeichnungen gewissermaßen einen Blick über die Schulter des Künstlers bei seiner Arbeit. Trotz der technischen Vielfalt und der unterschiedlichen Sujets weisen die gezeigten Arbeiten einen gemeinsamen Nenner auf: Sie alle setzen sich aus zarten und festen, wohl geplanten und spontanen, dynamischen und ruhigen Linien zusammen – Linien mit einer eigenen poetischen Kraft.
Die Ausstellung „Die Poesie der Linie. Italienische Meisterzeichnungen“ läuft vom 31. Januar bis zum 26. April. Das Kunsthaus Zürich hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs und donnerstags zusätzlich bis 20 Uhr und zusätzlich am Ostermontag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 16 Franken, ermäßigt 11 Franken. Der begleitende Katalog aus dem Verlag Scheidegger & Spiess ist sowohl im Museumsshop als auch im Buchhandel für 24 Franken erhältlich.
Kunsthaus Zürich
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