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Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen nimmt in Düsseldorf Pablo Picassos Schaffen während des Zweiten Weltkriegs in den Blick

Gegenseitige Befreiung



Pablo Picasso, Nature morte au crâne de bœuf, 5.4.1942

Pablo Picasso, Nature morte au crâne de bœuf, 5.4.1942

„Ich habe den Krieg nicht gemalt“, erklärt Pablo Picasso kurz nach der Befreiung von Paris einem US-amerikanischen Journalisten des „San Francisco Chronicle“, der in den Bildern, die der Künstler zwischen 1939 und 1945 erstellt hat, nach einer verborgenen politischen Botschaft sucht. „Aber ich bin sicher“, präzisiert Picasso weiter, „dass der Krieg Eingang genommen hat in die Bilder, die ich geschaffen habe.“ Eine Ausstellung in der Düsseldorfer Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen widmet sich dieser feinen Differenz, mit der Picasso die eigene Position und Haltung während der prekären Zeit der deutschen Besatzung in Frankreich beschreibt. Die Schau, die in Kooperation mit dem Musée de Grenoble und dem Musée national Picasso-Paris entstand und coronabedingt noch bis Ende Juli zu sehen ist, fokussiert auf das Schaffen des spanischen Künstlers während des Zweiten Weltkriegs. Sie folgt ihm an die Orte, an denen sich Picasso in den Kriegsjahren aufhält, spürt nach, unter welchen Umständen er diese Zeit erlebt, mit wem er in Kontakt steht und ob der Künstler in seinen Werken auf die Kriegsgräuel reagiert.


Mit knapp 70 Werken präsentiert Düsseldorf gegenüber der bereits im Herbst letzten Jahres in Grenoble gezeigten Ausstellung nicht nur eine verschlankte Version der dort mit 137 Exponaten üppig bestückten Schau, sondern führt auch frappant vor Augen, wie wesentlich der Blick auf ein Künstlerœuvre durch die Auswahl von Exponaten beeinflusst werden kann. Während Grenoble ein Bild von Picassos Schaffen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs spiegelte, in der heitere Kompositionen, wie beispielsweise das 1940 in leuchtenden, schillernden Farbtönen entstandene Gemälde „Café in Royan“, nicht fehlten, ist der prägende Eindruck, den die Düsseldorfer Version hinterlässt, der, dass der Künstler auf die sogenannten „schwarzen Jahre“ unter deutscher Besatzung zwischen Juni 1940 und August 1944 vor allem mit dunklen und düsteren Werken reagiert.

Für Picasso beginnt der Krieg bereits 1936 mit dem Spanischen Bürgerkrieg und der währenddessen verübten Massaker. Aktiv unterstützt er die Republikaner und malt mit „Guernica“ eine Ikone der Anklage und des Widerstands. 1937 wird das monumentale Bild, das Picasso als direkte Reaktion auf die Bombardierung der baskischen Stadt gestaltet hat, erstmals auf der Weltausstellung in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt. Wenige Monate später erklärt Picasso: „Es ist mein Wunsch, Sie daran zu erinnern, dass ich stets davon überzeugt war und noch immer davon überzeugt bin, dass ein Künstler, der mit geistigen Werten lebt und umgeht, angesichts eines Konflikts, in dem die höchsten Werte der Humanität und Zivilisation auf dem Spiel stehen, sich nicht gleichgültig verhalten kann.“

So eindeutig wie in „Guernica“ bezieht Pablo Picasso allerdings in den kommenden Jahren nicht mehr Stellung. Nur indirekt setzt sich der Maler in seiner Kunst mit dem Thema Krieg auseinander. Im Vordergrund stehen die klassischen Gattungen und Themen der Malerei. Es entstehen Stillleben, Portraits und Aktdarstellungen. In manchen Werken greift Picasso die Stilmittel seiner kubistischen Zeit auf, wie etwa in „Tête de mouton écorchée“. Das Gemälde von 1939 hängt am Beginn der Düsseldorfer Ausstellung, die dank der häufig auf den Tag genau erfolgten Datierung von Picasso, zeitlich chronologisch den Ereignissen dieser Jahre folgt. Ein in die große Ausstellungshalle eingebautes und auf die Exponate abgestimmtes Raumsystem führt von einem Kabinett zum anderen wie durch die Jahre des Kriegs. Kuratorin Kathrin Beßen hat Gemälde, Skulpturen, Papiers déchirés und Illustrationen ausgewählt. Darüber hinaus vermittelt sie mit Zeitdokumenten, Reproduktionen von Fotos, die Picasso und seine Werke aus dieser Epoche abbilden, und Buchprojekten einen historischen Einblick.

„Tête de mouton écorchée“, einen blutroter Schafsschädel vor dunklem Grund, malt Pablo Picasso am 4. Oktober 1939 in Royan. Unmittelbar vor Beginn des Kriegs ist der Künstler gemeinsam mit Dora Maar im September dieses Jahres von Paris in den kleinen Ort an der Atlantikküste geflohen. Wenige Wochen nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht kehrt er im August 1940 in die besetzte Hauptstadt zurück und bleibt, anders als viele seiner Kollegen, die sich entschieden haben, Frankreich zu verlassen, oder ins Exil getrieben werden, bis zur Befreiung im August 1944 in seinem Pariser Atelier in der Rue des Grands-Augustins. Das Atelier, in dem „Guernica“ entstand, wird ab 1939 auch seine Wohnung. In dem ehemaligen Hôtel de Savoie logierte schon Honoré de Balzac, und in der Nachbarschaft befinden sich die Treffpunkte der Surrealisten. In seinen Gemälden, seinen Buchprojekten und vor allem in den Briefwechseln, die im Ausstellungskatalog dokumentiert sind, zeigt sich, mit wem Picasso in dieser Zeit in Kontakt steht: Daniel-Henry Kahnweiler gehört dazu, ebenso wie Alfred H. Barr, Pierre Loeb, Paul Éluard, André Breton, Henri Matisse, Henri Laurens, Berthe Weill, Jean Fautrier, Le Corbusier, René Magritte, Victor Brauner und Tristan Tzara.

Pablo Picasso zieht sich ins Private zurück. Neben Stillleben mit Tierschädeln, Lebensmitteln und häuslichen Gerätschaften portraitiert er häufig seine Lebensgefährtin, die Malerin und Fotografin Dora Maar. Auch die Orte seines unmittelbaren Pariser Umfelds werden sichtbar: sein Atelier in „Fenêtre d’atelier“ (3.7.1943), der anliegende Park in „Le Vert-Galant“ als Gemälde und in Zeichnungen, und auch das Restaurant „Le buffet du Catalan“ (30.5.1945), wo Picasso häufig zu Mittag isst und Freunde trifft, ist in zwei Versionen in Düsseldorf zu sehen.

Obwohl in den folgenden Jahren die Liste der Gräuel immer länger wird, lässt Picasso „Guernica“ kein zweites Gemälde folgen, das direkt auf die Zeitgeschichte Bezug nimmt. Im Gegenteil: Er beschäftigt sich mit seinen gewohnten Sujets und hält zumindest vordergründig die desaströse Wirklichkeit, die sich außerhalb des Ateliers abspielt, aus seinem Schaffen fern. Viele der ausgestellten Genrebilder, Interieurs und Stillleben lassen sich nur schwer von den Vor- und Nachkriegssujets abgrenzen. Allenfalls ließen sich die bevorzugt dunkle Farbwahl dieser Jahre, die Schädel- und Vanitas-Motive und die vielfältigen Deformationen, denen der Maler Köpfe und Körper unterwirft, als Reflexion der Kriegsjahre deuten. Bevorzugt widmet sich Pablo Picasso weiblichen Figuren. Es entstehen zahlreiche Bildnisse von Dora Maar, mit verzerrten Gesichtszügen und harten Konturen, etwa „Femme assise au fauteuil: Dora Maar“ von 1941. Dagegen überrascht ein eher naturalistisches Portrait, das Picasso 1941 von Nusch Éluard, der Frau von Paul Éluard, anfertigt. Die Malweise, mit der der Künstler die schmale Figur mit blassen, teilweise transparenten Tönen ins Bild setzt, erinnert an die Gauklerbilder aus seiner Rosa Periode.

In Vichy-Frankreich lässt sich 1942 die Gestapo ganz offiziell in der besetzten Zone nieder. Deportationszüge mit Juden, verhaftet von der französischen Polizei, verlassen die Durchgangslager. Am Mont Valérien kurz vor Paris werden Geiseln und Widerstandskämpfer erschossen. Um diese unrühmliche Seite der französischen Geschichte darzustellen, präsentiert Picasso sein Gemälde „L’Aubade“, Das Ständchen, beim Salon d’Automne 1944, dem „Salon de la Libération“, als Höhepunkt in einer Gruppe von 74 Gemälden und fünf neuen Skulpturen. Das zwei Jahre zuvor gefertigte Gemälde zeigt einen auf einer Bank liegenden Akt und eine sehr gerade auf ihrem Stuhl sitzende Figur, die sich in einer Art Gefängnisraum oder Zwinger befinden, in dem nur noch ein Spiegel an die verlorenen Menschlichkeit erinnert. Die archetypischen Figuren der Odaliske und der Musikerin – traditionelle Symbole für Anmut und Sinnlichkeit – betrachtet Picasso durch ein privates Prisma. Sie sind weder Modelle noch Portraits, sondern Allegorien des Todes, mittels derer Picasso sich mit der Frage beschäftigt, wie man das Problem der Undarstellbarkeit umgeht.

Das Bild dieser zergliederten Körper verallgemeinert wirkungsvoll die drastische Realität von Folter und Tod, von der im Jahr 1942 Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen getroffen sind, und setzt denjenigen ein Denkmal, die im Stillen Widerstand leisten. Der französische Schriftsteller Michel Leiris beschreibt den „menschlichen Charakter“ und die „aktuelle Bedeutung“ der beim Salon d’Automne ausgestellten Kriegsbilder: „Der Mensch in den Gemälden Picassos, das ist der Mensch von heute in seiner ganzen blutigen Wahrheit; zu einer zerrissenen Epoche passt diese zerrissene Malerei.“ Die Ausstellung, die zeitlich mit Picassos angekündigtem Eintritt in die Kommunistische Partei Frankreichs zusammenfällt, wird zwar von den Verächtern verrissen, aber „L’Aubade“ gilt fortan als Gedenkbild, das an Diktatur und Terror mahnt.

Eindrucksvoll gelingt es der Düsseldorfer Ausstellung, immer wieder daran zu erinnern, dass Pablo Picasso, obwohl er ein Ausstellungsverbot als „entarteter Künstler“ erhält und einen unsicheren Status als Ausländer hat, im Vergleich zu den vielen anderen, die massiv Hunger und Mangel erleben, verhaftet, interniert oder deportiert werden, verhältnismäßig privilegiert leben kann. Er arbeitet in seinem großen Pariser Atelier, wird versorgt mit Obst und Gemüse aus dem Garten seines Sommerhauses in Boisgeloup in der Normandie, mit Dora Maar isst er regelmäßig im Restaurant, trifft Freunde und beschafft sich sogar Metall zum Gießen einiger Skulpturen, etwa 1943 für den „Tête de mort“.

Picassos Bilder lagern derweil sicher in der Banque nationale pour le commerce et l’industrie. Seine Berühmtheit verschafft ihm sogar Schutz vor den Übergriffen der Besatzer. Beredter Ausdruck von Respekt und Adoration sind die zahlreichen Briefe, die Pablo Picasso von Freunden, Bekannten, Kunstsammlern und -händlern erhält. Not, Verzicht, Angst und Hunger, die die verhängnisvollen Jahre bis 1945 begleiten, kommen in diesen Dokumenten ergreifend zum Ausdruck. So bittet der Dichter Benjamin Péret, der wegen „Gefährdung der inneren Sicherheit des Staats“ inhaftiert wird, Picasso in einem Brief vom 2. Juni 1940 um Geld für einen Anwalt.

Ein Brief von Léon Gischia vom 7. August 1943 belegt dagegen die Wertschätzung zwischen Matisse und Picasso, da es um den geplanten Tausch von Werken der beiden Künstler geht. Ganz besonders interessiert sich Matisse für die „Hähne“ und „Tauben“, die Picasso als Motiv für zahlreiche Gouachen und Federzeichnungen wählt. Die Federzeichnung „Coq“ von 1945 hängt am Ende des Düsseldorfer Parcours. Mit dem Motiv spielt Picasso auf den gallischen Hahn an, das Symbol für Frankreich.

Nach der Befreiung von Paris im August 1944 wird Pablo Picasso zur Ikone des künstlerischen Widerstands und zur Galionsfigur der Freiheit. Die Befreiung vollzieht sich, wie Martin Schieder in seinem Katalogbeitrag überzeugend dokumentiert, als eine politische Inszenierung, an der verschiedene Parteien mit unterschiedlichen Interessen partizipieren: die Presse, die Kommunistische Partei, die in sich zerstrittene Kunstszene der École de Paris, der Kunstmarkt, das Netzwerk um Picasso und nicht zuletzt der Künstler selbst. Die nach Kriegsende von den Massenmedien verbreiteten Berichte und Fotos von Picassos Atelier werden Teil des kollektiven Bildgedächtnisses der Libération: „Die Befreiung von Paris“, resümiert Schieder, „war die von Picasso, die Befreiung von Picasso war die von Paris.“

Die Ausstellung „Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945“ ist bis zum 26. Juli zu sehen. K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende und feiertags ab 11 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 10 Euro. Kinder und Jugendliche zahlen 2,50 Euro. Der Katalog aus dem Wienand Verlag kostet 39 Euro.

Kontakt:

K20 - Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen

Grabbeplatz 5

DE-40213 Düsseldorf

Telefon:+49 (0211) 83 81 0

Telefax:+49 (0211) 83 81 201

Startseite: www.kunstsammlung.de



14.07.2020

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Jacqueline Rugo

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15.02.2020, Pablo Picasso - Kriegsjahre 1939 bis 1945

Bei:


Kunstsammlung NRW

Kunstsparte:


Malerei

Kunstsparte:


Zeichnung

Kunstsparte:


Arbeiten auf Papier

Stilrichtung:


Surrealismus

Stilrichtung:


Moderne Kunst

Bericht:


Picassos Musen in Münster

Bericht:


Susanne Gaensheimer verlängert in Düsseldorf







in der Ausstellung „Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945“

in der Ausstellung „Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945“

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Pablo Picasso, Trois têtes de mouton, 17.10.1939

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Pablo Picasso, Taube, 4.12.1942

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in der Ausstellung „Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945“

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