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Aktuellzum Archiv:Auktions-Nachbericht

Mit Spitzenwerken zu Spitzenergebnissen: Die Moderne Kunst beschert dem Dorotheum einen Rekorderlös

Die toten Augen



Albin Egger-Lienz,  Totentanz 1809, 1916

Albin Egger-Lienz, Totentanz 1809, 1916

„Der radikalste Gegensatz der Kunst des ‚Aufgebotes‘ ist mein ‚Totentanz‘, in welchem ein einziger Akkord alle Erscheinung durchdringt und beherrscht, sodaß auf einen einzigen Blick der Gegenstand durch die Einheit der Form zur vollen Wirkung kommt, wogegen man beim ‚Aufgebot‘, wie in einer Erzählung, erst herumblättern muß, um alles aufzunehmen. … Das Tragische geht immer auf das Große hinaus, fordert den höchsten Grad der Schlichtheit, der Entäußerung von jeder Zutat, jedem Luxus.“ Das schrieb Albin Egger-Lienz 1915 über sein Gemälde „Totentanz 1809“ und verglich es mit Franz von Defreggers rund 40 Jahre älterem Geschichtsbild „Das letzte Aufgebot“, die beide die Tiroler Freiheitskämpfe des Jahres 1809 zum Thema haben. Während Defregger in seinem realistischen Stil viele Einzelheiten ausschmückt, konzentriert sich Egger-Lienz auf vier Männer in bäuerlich-alpenländischer Kleidung, die in einer kargen Landschaft mit einfachen Waffen im rhythmischen Gleichschritt einem Skelett mit Spaten folgen. Mit diesem Werk überwand er die traditionelle Historienmalerei und schuf ein allgemeines Sinnbild des Krieges: Egger-Lienz ruft nicht zum Heldentaumel auf, sondern schildert die negativen Folgen der Kriegswelt.


Damit ist der „Totentanz 1809“ ein Hauptwerk der österreichischen Kunstgeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts und gehört zu seinen bekanntesten Schöpfungen. Das sahen auch die Käufer im Dorotheum so, die dieses Motivs stürmisch umwarben. Im Wiener Auktionshaus war nun ein marktfrisches Exemplar des von Albin Egger-Lienz häufiger wiederholten „Totentanzes“ aus dem Jahr 1916 zu haben, das vormals die berühmte deutsche, seit den 1920er Jahren in New York ansässige Operndiva Elisabeth Rethberg besaß. Nun kam es über den Großen Teich zurück und trat im Dorotheum mit einer hohen Schätzung von 500.000 bis 800.000 Euro an. Das genügte nicht ganz: erst bei 840.000 Euro ließ sich der makabre Zug aus dem Auktionssaal führen und übertraf damit den hauseigenen Rekord von 760.000 Euro vom Mai 2006 für eine andere Version des Antikriegsbildes. Mit Aufgeld zahlte ein anonymer Käufer schließlich etwas über 1 Million Euro. Auch die anderen beiden Gemälde Albin Egger-Lienz’ kamen bei der Kundschaft an: der extrahierte Kopf des zweiten Bauern aus dem „Totentanz“ für 90.000 Euro, ebenso taxgerecht die abstrahierte spartanische Landschaft „Kalvarienberg bei Bozen“ von 1922/23 für 170.000 Euro.

Einen zweiten Auktionsrekord konnte das Dorotheum für Alfons Walde aufstellen. Sein „Aufstieg der Schifahrer“ in der dick verschneiten sonnigen Winterwunderwelt der Kitzbüheler Alpen stürmte von 320.000 Euro auf den Preisgipfel von 800.000 Euro. Der bisherige Walde-Spitzenwert lag bei 610.000 Euro für einen Ausschnitt des Motivs. Mit solchen Ergebnissen feierte das Dorotheum nach eigener Aussage seine „beste Moderne-Auktion“ und setzte mit Aufgeld gut 7,6 Millionen Euro um. Einige weitere österreichische Künstler lieferten dazu ihren Beitrag, etwa Franz Sedlacek mit seiner unheimlichen Nachtlandschaft „Der Flüchtling“ von 1928 zwischen Neuer Sachlichkeit und schwarzer Romantik bei 160.000 Euro (Taxe 130.000 bis 240.000 EUR) oder Alfred Kubin mit seiner Zeichnung „Seltsame Fahrt“ einer nackten Hexe samt Krähe auf der Schulter bei 85.000 Euro (Taxe 70.000 bis 100.000 EUR). Gustav Klimt konnte sich über 90.000 Euro für seine einfühlsame Bleistiftstudie zum Porträt von Margaret Stonborough-Wittgenstein freuen (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR), Oskar Mulley über 45.000 Euro für seinen wie stets monumental aufgespachtelten „Bauernhof im Hochgebirge“ von 1935 (Taxe 28.000 bis 40.000 EUR).

Auch die jüngere Künstlergeneration redete ein Wörtchen mit. Werner Berg kam mit seiner von der Müdigkeit übermannten „Schlafenden in der Bahn“ von 1978 in typischem grün-violettem Kolorit auf 130.000 Euro (Taxe 70.000 bis 120.000 EUR) und Anton Mahringer mit seiner recht hellen Landschaftsabstraktion „Mondnacht“ von 1961 auf 32.000 Euro, ebenso wie Karl Plattner mit seiner statischen Figurenszene „Vogelmarkt“ in klarer Flächenbegrenzung von 1956/57 (Taxen zwischen 18.000 und 30.000 EUR). Beim Phantastischen Realismus reüssierten Arik Brauers farbgesättigte, von sonderbaren Wesen bevölkerte Weltlandschaft „Notre-Dame…“ um 1966 bei 50.000 Euro in der Mitte der Schätzgrenzen und Ernst Fuchs’ Paradiesvorstellung „Der erste Tag“ mit einem bunt leuchtenden Urwald von 1988 bei 45.000 Euro (Taxe 22.000 bis 36.000 EUR).

Nicht ganz so erfolgreich war eine tschechische Privatsammlung mit fünf Stillleben Prager Künstler aus der Zwischenkriegszeit. Zwar brachte es Jan Zrzavýs Arrangement aus einer Vase mit drei Äpfeln in einer reduzierten, fast primitivistischen Formensprache von 1928 auf 185.000 Euro (Taxe 150.000 bis 200.000 EUR), seine zweite etwas grobschlächtigere Komposition aus diesen Gegenständen blieb indes liegen (Taxe 130.000 bis 180.000 EUR). Gleichfalls geteilt war der Zuspruch für Emil Filla: Sein kubistisch inspiriertes „Stillleben mit Trauben“ von 1928 spielte 70.000 Euro ein, sein „Stillleben mit Vinylschallplatten“ von 1931 in gleicher Malweise nichts (Taxe je 60.000 bis 80.000 EUR). Diese Ausfällte machte der russisch-französische Maler Boris Grigoriev wieder wett. Sein über zwei Meter hohes Hochformat „Russisches Kabarett“ von 1916 mit zwei eng aneinander geschmiegten, leicht bekleideten Lebedamen vor rot gemustertem Vorhang verdreifachte seinen Wert auf 600.000 Euro.

Auguste Rodin beteiligte sich mit seiner unbekannteren frühen Bronzefigur „Faunesse debout – version au rocher simple“ von 1884 in einem posthumen Guss zum oberen Schätzwert von 80.000 Euro, Pierre-Auguste Renoir mit der kleinen charmanten Ölstudie mehrerer Mädchenköpfe bei einträglichen 95.000 Euro (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR) und Camille Pissarro mit der zart aquarellierten Straßenszene aus dem Dorf Valhermeil bei Pontoise um 1880 bei 34.000 Euro (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Salvador Dalís surreales Capriccio aus Versatzstücken der Stadt Rom mit der Engelsburg in der Mitte und zwei Engelsgestalten im Vordergrund kletterte von 70.000 Euro auf 120.000 Euro. Aus dem gut bestückten Fundus an Keramiken und druckgrafischen Arbeiten Pablo Picassos ragten seine beiden Farblinolschnitte des schielenden „Homme barbu couronné de feuilles de vigne“ von 1962 für 24.000 Euro (Taxe 14.000 bis 18.000 EUR) und der heiteren „Bacchanale à l’Acrobate“ von 1959 für 60.000 Euro heraus (Taxe 50.000 bis 60.000 EUR). Picassos noch lebende, bald hundertjährige Geliebte Françoise Gilot beteiligte sich mit einem hieratischen Figurenpaar in antiker Küstenlandschaft und blauer Farbharmonie aus der Mitte der 1960er Jahre bei 11.000 Euro (Taxe 5.000 bis 7.000 EUR).

Zum unerwarteten Höhepunkt bei den Italienern mutierte einer von Adolfo Wildts affektgeladenen Gesichtsausdrücken mit den markanten hohlen Augen: Die posthum um 1935 nach einem Marmororiginal des Jahres 1909 gegossene Bronze „Maschera del Dolore“, die auch Selbstbildnis gilt, schnellte von 15.000 Euro auf 92.000 Euro. Darum gruppierten sich Giacomo Manzùs charakteristischer „Cardinale seduto“ in abstrahierter kompakter Dreiecksform von 1959/60 für 30.000 Euro (Taxe 18.000 bis 26.000 EUR), Alberto Magnellis vorwiegend braune Farbflächenkomposition „Mouvement équilibre“ von 1946 bei 46.000 Euro (Taxe 25.000 bis 35.000 EUR) oder Renato Guttusos Stillleben „Arance amare“ von 1969 für 38.000 Euro (Taxe 28.000 bis 36.000 EUR). Während Giorgio de Chiricos neobarock überladenes Gemälde „Cavalli sbandati dopo la battaglia“ aus der Mitte der 1950er Jahre bei 80.000 bis 120.000 Euro liegenblieb, verdoppelte sich der Wert seiner zweiten, aber kleineren Pferde-Komposition auf 80.000 Euro.

Wählerisch war das Publikum auch bei der deutschen Kunst und verschmähte etwa George Grosz’ Antikriegszeichnung „Blinder Krüppel“ von 1923 (Taxe 60.000 bis 70.000 EUR) oder Ernst Ludwig Kirchners flott angelegtes Farbblatt „Zwei stehende weibliche Akte“ von 1924 (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR). Dafür interessierte es sich für Karl Hofers kleines Stillleben mit zwei Birnen in blauem undefiniertem Raum mit 11.000 Euro (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR), Carl Gunschmanns leicht kubistisch gefasstes Stillleben mit Gitarre von 1922 mit 8.000 Euro (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR) oder Ludwig von Hofmanns lyrisch-symbolistische Szene mit vier nackten Reitern am Bergsee mit 32.000 Euro (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR). Nochmals 10.000 Euro mehr gab es für Carl Holsøes stimmungsvolles stilles Interieur mit einer weiblichen Rückenfigur beim Zubereiten von Tee (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR). Mit einigen höheren Zuschlägen konnten noch südamerikanische Künstler aufwarten: Roberto Mattas ungestüme Farbabstraktion „Con questa occhiata mi difendo“ von 1951, auf Deutsch „Mit diesem Blick verteidige ich mich“, legte 90.000 Euro in die Waagschale (Taxe 70.000 bis 100.000 EUR), Fernando Boteros im Jahr 2000 gegossene, zum Bersten voluminöse Bronzefigur „Femme Nue Allongée“ 360.000 Euro (Taxe 380.000 bis 480.000 EUR).

Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld.

Kontakt:

Dorotheum

Dorotheergasse 17

AT-1010 Wien

Telefon:+43 (01) 515 60 0

Telefax:+43 (01) 515 60 443

E-Mail: client.services@dorotheum.at

Startseite: www.dorotheum.com



02.07.2021

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Ulrich Raphael Firsching

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nach Adolfo Wildt, Maschera del Dolore (Autoritratto), um 1935
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Albin Egger-Lienz,  Kopf des zweiten Bauern aus dem Gemälde „Totentanz 1809“, um 1920

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Taxe: 70.000 - 100.000 EURO

Zuschlag: 90.000,- EURO

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Pierre-Auguste Renoir,  Étude de jeunes filles, um 1900/05

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Taxe: 40.000 - 60.000 EURO

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Franz Sedlacek,  Der Flüchtling, 1928

Franz Sedlacek, Der Flüchtling, 1928

Taxe: 130.000 - 240.000 EURO

Zuschlag: 160.000,- EURO

Losnummer: 6

Auguste Rodin,  Faunesse debout – version au rocher simple, 1884

Auguste Rodin, Faunesse debout – version au rocher simple, 1884

Taxe: 60.000 - 80.000 EURO

Zuschlag: 80.000,- EURO

Losnummer: 13

Ludwig von Hofmann,  Reiter am Bergsee

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Taxe: 10.000 - 15.000 EURO

Zuschlag: 32.000,- EURO

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Adolfo Wildt, nach  Maschera del Dolore (Autoritratto), um 1935

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Taxe: 15.000 - 20.000 EURO

Zuschlag: 92.000,- EURO

Losnummer: 112

Boris Grigoriev,  Russisches Kabarett, 1916

Boris Grigoriev, Russisches Kabarett, 1916

Taxe: 200.000 - 300.000 EURO

Zuschlag: 600.000,- EURO

Losnummer: 20

Gustav Klimt,  Margaret Stonborough-Wittgenstein sitzend von vorne mit großem Dekolleté und Umhang, 1904/05

Gustav Klimt, Margaret Stonborough-Wittgenstein sitzend von vorne mit großem Dekolleté und Umhang, 1904/05

Taxe: 40.000 - 60.000 EURO

Zuschlag: 90.000,- EURO

Losnummer: 11




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