Kulturausschuss kritisiert Documenta-Leitung  |  | Ruangrupa entschuldigt sich für die antisemitischen Darstellungen auf der Documenta | |
Der Kulturausschuss des Bundestages hat die Planung und Durchführung der Documenta 15 beanstandet. Anlässlich der antisemitischen Darstellungen auf dem Kunstwerk „People’s Justice“ des Kollektivs Taring Padi kritisierte Kulturstaatsministerin Claudia Roth gemeinsam mit allen Bundestagsfraktionen die Leitung der Kunstschau scharf und warf ihr „Wortbruch“ vor. Jene habe im Vorfeld zugesichert, dass auf der Kunstausstellung kein Platz für Antisemitismus sei, und dass es auch nicht zu solchem kommen würde.
Scharf gerügt wurden Christian Geselle, SPD-Bürgermeister von Kassel und damit Aufsichtsratsvorsitzender der Documenta, und Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann für ihr Fernbleiben. Erhard Grundl von den Grünen prangerte dies als eine „grobe Missachtung“ des entstandenen Schadens an. Gitta Connemann von der CDU bezeichnete es als „skandalös“. Geselle zog eine Haushaltsberatung in Kassel vor, Schormann entschuldigte sich wegen Krankheit.
Daniel Botmann, der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, machte Geselle und Schormann direkt für den Antisemitismus-Skandal verantwortlich. Nachdem alle Warnungen im Vorfeld missachtet wurden und „Judenhass in reinster Form“ präsentiert wurde, übernehme niemand die Verantwortung. Botmann nannte es „eine Zumutung“, dass Schormann noch im Amt sei. Zudem warf er der Documenta und auch anderen Kultureinrichtungen in Deutschland vor, von der antisemitischen BDS-Bewegung beeinflusst zu sein, die Israel international isolieren will. Darunter litten jüdische und israelische Künstler.
Dem widersprach Ade Darmawan, Mitglied des kuratierenden Kollektivs Ruangrupa. Er betonte, dass die Documenta auch israelische und jüdische Künstler zeige, die auf eigenen Wunsch nicht genannt werden wollen. Zugleich entschuldigte sich Darmawan für den „verursachten Schmerz“ und äußerte, es sei nicht die Absicht des Kollektivs gewesen, Antisemitismus zu verbreiten. Das Werk „People’s Justice“ sei vor 20 Jahren in Indonesien entstanden. Dort habe man nicht die Erfahrung des Antisemitismus wie in Deutschland gemacht. Damit machte er auf eine andere historische Konstellationen und ein anderes kuratorisches Verständnis seines Kollektivs aufmerksam. |