Das Ruhrgebiet feiert den 100. Geburtstag von Norbert Kricke  |  | in der Ausstellung „Norbert Kricke. Bewegung im Raum“ | |
Wäre er nicht freiwillig im Juni 1984 aus dem Leben geschieden, hätte Norbert Kricke am 30. November das 100. Lebensjahr vollenden können. Vier Ausstellungen erinnern nun in Duisburg und Dortmund an das bewegte Schaffen des langjährigen Düsseldorfer Akademieprofessors. Im Lehmbruck Museum nimmt eine kleine Präsentation die nahezu vergessenen figürlichen Anfänge und die Bezüge zum Hauspatron in den Blick. Dreizehn Skulpturen und zwanzig Grafiken erinnern an Krickes erste künstlerische Schöpfungen Mitte der 1940er Jahre. Bei seinen klassisch figurativen Sujets orientierte er sich an der Antike und war von einer klaren klassischen Formensprache geprägt. Doch bald nahm Kricke Abstand von geschlossenen Volumina und führte substantielle Reduzierungen in seine Kunst ein. Während seines Studiums als Meisterschüler bei Richard Scheibe an der Berliner Hochschule für bildende Künste inspirierten ihn besonders Arbeiten aus Draht von Hans Uhlmann. Nach der 1947 erfolgten Rückkehr ins heimische Düsseldorf wirkte er zunächst als freier Künstler, bevor das Jahr 1964 mit einer Ausstellung im deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig, der Berufung auf eine Professur für Bildhauerei an die Staatliche Kunstakademie Düsseldorf und der Teilnahme an der Kasseler Documenta ihm den Durchbruch brachte.
Das Museum Küppersmühle setzt den Akzent auf das spätere Werk, vor allem ab 1975. Während sich zunächst aus Sockeln V-förmig gebogene und teils gelb, rot und weiß gefasste Stäbe wie Pinselstriche im Raum erheben und nachvollziehbare Bahnen und Spuren evozieren, bilden aneinander gelötete Metallstäbe in den späten 1950er Jahren flügelähnlich reduzierte „Flächenbahnen“ heraus. In den 1960er Jahren gestaltete Norbert Kricke dann gebündelte Knäuel, die sich dynamisch bewegt und wirbelnd entfalten. Immer weiter reduziert und in breiter ausgreifenden Formaten konzentrierte sich sein Schaffen schließlich auf eine maximal aufgeladene Linie zu Zeiten der vom Minimalismus beherrschten 1970er Jahre. Von Masse und Volumen befreit, gleiten seine Chiffren tänzelnd im Raum und bilden eine Sphäre mit vielen Richtungen und großen Freiheiten aus. Indem er Bewegung nur darstellte, nicht selbst erzeugte, überführte Kricke strenge Formationen in Leichtigkeit.
Die Auswahl von über 40 Plastiken und 40 Zeichnungen in der Küppersmühle ergänzen einige Modelle, Papierarbeiten und eine Skulptur in der Dauerausstellung des Duisburger Museums DKM. Dann reiht sich noch die Dortmunder Galerie Utermann ein und wartet mit einer Kricke-Schau auf, in der 21 plastische Arbeiten und eine Reihe von grafischen Arbeiten vorgestellt werden.
Die Schau „Norbert Kricke. Studioausstellung“ läuft im Lehmbruck Museum bis zum 7. Mai 2023, die Ausstellung „Norbert Kricke. Bewegung im Raum“ im Museum Küppersmühle bis zum 31. März 2023. Die Präsentation „Norbert Kricke zum 100. Geburtstag“ ist noch bis zum 13. Januar 2023 in der Dortmunder Galerie Utermann zu besichtigen. Zu den Ausstellungen im Museum Küppersmühle und der Galerie Utermann sind umfangreiche Kataloge erschienen.
Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum
Friedrich-Wilhelm-Straße 40
D-47051 Duisburg
Telefon: +49 (0)203 – 283 26 30
Museum Küppersmühle
Philosophenweg 55
D-47051 Duisburg
Telefon: +49 (0)203 – 30 19 48 11
Museum DKM
Güntherstraße 13-15
D-47051 Duisburg
Telefon: +49 (0)203 – 93 555 470
Galerie Utermann
Silberstraße 22
D-44137 Dortmund
Telefon: +49 (0)231 – 476 437 37 |