Hugo-Ball-Preis für Hito Steyerl Hito Steyerl erhält den mit 10.000 Euro dotierten Hugo-Ball-Preis der Stadt Pirmasens 2023. In der Begründung der Jury heißt es: „Die Künstlerin, Autorin, Filmemacherin und Professorin Hito Steyerl durchdringt digitale Welten, spürt modernen und alten Mythen nach, konfrontiert ihr Publikum mit der verwirrenden Anarchie der Bilder. Ihr sprühender Intellekt, ihre überwältigende Ideenvielfalt, ihre stilistische Präzision, ihr inspirierendes Wildern in verschiedenen Genres und ihre radikale Zeitgenossenschaft machen diese Ausnahmekünstlerin zu einer im weitesten und besten Sinn Geistesverwandten der Dada-Bewegung und Hugo Balls. Dabei vereinen Hito Steyerls Interventionen und Installationen stets das Poetische mit dem Politischen. Bei aller ästhetischen Offenheit ist sie eine Künstlerin mit Haltung, die jenseits von Lagerdenken Farbe in gesellschaftlichen Debatten bekennt und dabei für eine Streitkultur steht, die dem Argument statt dem Ressentiment folgt“.
Hito Steyerl, geboren 1966 in München, absolvierte ein Regiestudium in Tokio, arbeitete unter anderem an einem Film von Wim Wenders mit, studierte in München Dokumentarfilmregie und wurde 2003 an der Wiener Akademie der Bildenden Künste in Philosophie promoviert. Heute zählt sie zu den international bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. Das britische Kunstmagazin „ArtReview“ kürte sie 2017 zur einflussreichsten Persönlichkeit in der internationalen Kunstwelt. 2012 wurde Steyerl erstmals zur Documenta nach Kassel eingeladen, 2017 nahm sie an den Skulptur Projekten in Münster teil und 2015 und 2019 war sie mit Arbeiten auf der Biennale in Venedig vertreten. Eine Überblicksschau ihres Werks fand im Herbst 2020 im Centre Pompidou in Paris und der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf statt. Bei der diesjährigen Documenta 15 zog sie ihre Arbeiten aus Protest an den als antisemitisch kritisierten Arbeiten zurück. Dabei beanstandete Steyerl vor allem das Unvermögen sowie der wiederholte Weigerung der Organisatoren, „eine nachhaltige und strukturell verankerte inklusive Debatte rund um die Ausstellung zu ermöglichen“ und den Mangel an organisatorischer Verantwortlichkeit.
Der Hugo-Ball-Preis erinnert an den 1886 in Pirmasens geborenen Schriftsteller und Dada-Künstler Hugo Ball. Er wird seit 1990 alle drei Jahre für ein herausragendes Werk an lebende Persönlichkeiten verliehen, die geisteswissenschaftlich oder künstlerisch im Sinne Hugo Balls arbeiten. Außerdem vergibt die Stadt Pirmasens einen mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis, der im kommenden Jahr an die 1985 in Weimar geborene Schriftstellerin, Dramaturgin, Musikerin und Performerin Olivia Wenzel geht. |