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Das Berliner Ausstellungshaus Palais Populaire der Deutschen Bank zeigt jetzt „Playtime“, eine zehn Jahre alte, kapitalismuskritische Videoinstallation von Isaac Julien, die aktueller denn je ist

Ein Spiel mit Gewinnern und Verlierern



Isaac Julien, Horizon / Elsewhere (Playtime), 2013

Isaac Julien, Horizon / Elsewhere (Playtime), 2013

Es ist wohl nicht zu viel behauptet, dass sich der insbesondere in den Medien Film, Fotografie und Installation arbeitende Londoner Künstler Isaac Julien, Jahrgang 1960, derzeit auf dem Höhepunkt seiner internationalen Karriere befindet. Im vergangenen Jahr wurde er nicht nur in seiner Heimat Großbritannien zum Ritter geschlagen, sondern in Deutschland auch mit dem Goslarer Kaiserring geehrt. Und aktuell ist seine neueste Fünf-Kanal-Videoprojektion „Once Again… (Statues Never Die)“ auf der 15. Sharjah Biennale in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu sehen, die noch bis Juni läuft und in ihren Grundzügen von dem verstorbenen Kurator Okwui Enwezor konzipiert wurde. In dieser Arbeit wird auf vielschichtige Art und Weise das Thema des Sammelns und der Restitution afrikanischer Kulturgüter, insbesondere Masken und Skulpturen, verhandelt. Wie in allen seinen Werken untersucht Isaac Julien gesellschaftlich brisante Fragestellungen, namentlich Rassismus und Postkolonialismus, in ebenso komplexen wie elegant gefilmten Bildfolgen.


In Berlin waren Juliens Multikanal-Filminstallationen bisher noch nicht so prominent vertreten. Das von der Deutschen Bank betriebene Ausstellungshaus Palais Populaire in der direkten Nachbarschaft zur Staatsoper Unter den Linden schließt jetzt diese Lücke. In Zusammenarbeit mit der im nordrhein-westfälischen Herford beheimateten Sammlung Wemhöner, deren Leiter Philipp Bollmann die Ausstellung auch kuratiert hat, werden eine zentrale Filminstallation sowie einige großformatige Fotografien Isaac Juliens präsentiert. Bereits in der Vergangenheit hatte das Palais Populaire wiederholt mit internationalen Privatsammlungen kooperiert.

Der aus dem Jahr 2013 stammende Film „Playtime“ bringt vor der Folie der damals fünf Jahre zurückliegenden Finanzkrise unterschiedliche Protagonist*innen des globalen Kapitalismus zusammen. Ein besonderes Augenmerk legt Isaac Julien auch auf Akteure des Kunstbetriebs. Was ihn bei der über drei Jahre währenden Konzeption dieser Arbeit umtrieb, war die Frage, wie sich das in Zeiten digitaler Geldflüsse nahezu unsichtbar gewordene Kapital überhaupt visualisieren und in einem künstlerischen Medium greifbar machen lässt. In seinem Film treten zwei sehr selbstbewusste Londoner Hedgefonds-Manager, ein isländischer Künstler, der in der Finanzkrise sein Haus verloren hat, eine chinesische TV-Reporterin, der sich selbst darstellende, bekannte Auktionator Simon de Pury, ein Londoner Galerist und ein philippinisches Dienstmädchen in Dubai auf. Verwoben werden also die Geschichten von Profiteuren, Verlierern, Trittbrettfahrern, Beobachtern und brutal Ausgebeuteten des globalen kapitalistischen Systems.

Alle Charaktere sind inspiriert von realen Personen, die Isaac Julien persönlich kennt und im Vorfeld der Produktion ausführlich interviewt hat. Der Titel „Playtime“ geht zurück auf den gleichnamigen Film des französischen Regisseurs Jacques Tati aus dem Jahr 1967, der auf humorvolle Art und Weise das extrem durchgetaktete Leben in einem hypermodernen Paris, das nur noch aus Hochhäusern und Firmenzentralen zu bestehen scheint, auf die Schippe nimmt. In Deutschland kam dieser Streifen unter dem Titel „Tatis herrliche Zeiten“ ins Kino.

Im Palais Populaire wird „Playtime“ als 64minütige Drei-Kanal-Installation gezeigt. Isaac Julien, der für seine bis ins kleinste Detail ausgefeilten Filmarbeiten bekannt ist, gelingt es hier, einen von elektronischer Musik, arabischen Sounds, coolen Trompetenklängen und beatlastiger Percussion untermalten, suggestiven Bilderfluss zu erzeugen. Dieser versetzt die Betrachter*innen an Orte wie eine lichtdurchflutete Londoner Büroetage, die Straßenschluchten von Dubai, ein mit viel Kunst ausgestattetes Apartment, halbfertige Baustellen, luxuriöse Einkaufszentren, die arabische Wüste, die schneebedeckte isländische Weite, ein zwangsgeräumtes Wohnhaus, die Zentrale des Auktionshauses Phillips de Pury und in eine Londoner Blue Chip-Galerie.

Ausgesprochen ruhige Bildfolgen, etwa in Form einer Kamerafahrt durch ein Server- und Rechenzentrum, wechseln sich ab mit hektisch geschnittenen Sequenzen, in denen Geschwindigkeit, Beschleunigung und Vernetzung anhand von Aufzügen, U-Bahnen und vielspurigen Stadtautobahnen symbolisiert werden. Vertikalität und Horizontalität, taghelles Licht und tiefe Dunkelheit reichen sich ebenso die Hand wie Schneelandschaft und Wüste, die Einsamkeit bestimmter Protagonist*innen und das wuselige Treiben in Börsensälen oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Den großsprecherischen Dialogen der Hedgefonds-Manager stellt Julien die berührenden Aussagen der Perspektiv- und Mittellosen gegenüber. Insbesondere das Schicksal der nahezu versklavten philippinischen Hausangestellten, die ihre zwei Kinder bei deren Großmutter zurücklassen musste, um in Dubai das Familieneinkommen zu erwirtschaften, spiegelt eine erschütternde Realität wider, die sich auch in den zehn Jahren seit der Produktion von „Playtime“ nicht geändert hat. Man denke nur an die hohe Zahl beim Bau der WM-Stadien in Katar ums Leben gekommener Bauarbeiter aus aller Herren Länder.

Trotz der von ihm in den Fokus gerückten brisanten gesellschaftlichen Themen wie Migration, Rassismus, Postkolonialismus und Ausbeutung von Arbeitskräften gelingt es Isaac Julien mit „Playtime“ gekonnt, die Klippen der betulichen Sozialreportage zu umschiffen. Seine Filme zeichnen sich durch eine sinnlich-poetische Bildsprache genauso aus wie durch die perfekte Beherrschung aller nur erdenklichen filmischen Mittel wie etwa Zeitlupe und Zeitraffer, rhythmisierte Schnittfolgen, gewagte Perspektiven, kühne Kamerafahrten oder die virtuose Beherrschung von Fokussierung, Tiefenschärfe und wirkungsvoll eingesetzter Unschärfe. Und ähnlich wie bei Jacques Tati, jedoch weitaus unterschwelliger und intellektueller, kommen auch Ironie und Humor nicht zu kurz.

Nicht zuletzt wird in „Playtime“ auch die Gier des Kunstbetriebs auf immer neue Auktionsrekorde, vielversprechende Newcomer, millionenschwere Toplose und vermögende Kunden kompromittiert. Der im Film immer wieder niedersausende „goldene“ Auktionshammer von Simon de Pury, dem zur Zeit der Dreharbeiten wohl berühmtesten internationalen Auktionator, scheint Isaac Julien das passende Symbol dafür zu sein. Die Sammlung Wemhöner, der diese auch nach zehn Jahren noch beeindruckende und hochaktuelle Filminstallation gehört, wird übrigens in circa zwei Jahren in die Räumlichkeiten eines Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Kreuzberger Ballsaals einziehen, der zur Zeit noch restauriert wird und in Zukunft nicht nur für Ausstellungen sondern auch für Theater- und Literaturabende genutzt werden soll.

Die Ausstellung „Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner“ ist bis zum 10. Juli zu sehen. Das Palais Populaire hat täglich außer dienstags von 11 bis 18 Uhr sowie donnerstags bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Der deutsch-englische Katalog erscheint im Mai im Kerber Verlag und wird voraussichtlich 40 Euro kosten.

Kontakt:

Palais Populaire

Unter den Linden 5

DE-10017 Berlin

Telefon:+49 (030) 20 20 930

Telefax:+49 (030) 20 20 93 20



09.03.2023

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Nicole Büsing & Heiko Klaas

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Veranstaltung vom:


08.03.2023, Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner

Bei:


Palais Populaire

Kunstsparte:


Film und Video

Kunstsparte:


Fotografie

Stilrichtung:


Zeitgenössische Kunst

Bericht:


Bilder zwischen Schönheit und Schrecken

Bericht:


Flüchtiges, das bleibt

Bericht:


Poesie des Widerstands

Variabilder:

Isaac Julien, Auctioneer Portrait (Playtime), 2013
Isaac Julien, Auctioneer Portrait (Playtime), 2013







Isaac Julien, Auctioneer Portrait (Playtime), 2013

Isaac Julien, Auctioneer Portrait (Playtime), 2013

in der Ausstellung „Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner“

in der Ausstellung „Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner“

in der Ausstellung „Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner“

in der Ausstellung „Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner“

in der Ausstellung „Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner“

in der Ausstellung „Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner“

in der Ausstellung „Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner“

in der Ausstellung „Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner“

Isaac Julien, Banker Portrait (Playtime), 2013

Isaac Julien, Banker Portrait (Playtime), 2013

Isaac Julien, Eclipse (Playtime), 2013

Isaac Julien, Eclipse (Playtime), 2013

Isaac Julien, Kurator Philipp Bollmann und Direktorin Svenja von Reichenbach

Isaac Julien, Kurator Philipp Bollmann und Direktorin Svenja von Reichenbach

Isaac Julien, Vista Portrait (Playtime), 2013

Isaac Julien, Vista Portrait (Playtime), 2013

in der Ausstellung „Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner“

in der Ausstellung „Isaac Julien: Playtime. Werke aus der Sammlung Wemhöner“

Isaac Julien, Altar (Playtime), 2013

Isaac Julien, Altar (Playtime), 2013




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