Ursula im Museum Ludwig  |  | in der Ausstellung „Ursula – Das bin ich. Na und?“ | |
Nach 30 Jahren gibt es wieder eine Ausstellung zu Ursula. Das Kölner Museum Ludwig widmet der 1999 verstorbenen Ursula Schultze-Bluhm, die für Kurator Stephan Diederich zu den wichtigsten deutschen Künstlerinnen nach dem Zweiten Weltkrieg gehört, eine Schau mit 236 Werken, darunter 44 Arbeiten aus dem eigenen Bestand. Die eigenwillige Künstlerin, die ab 1954 unter ihrem Vornamen arbeitete, lässt sich keiner Kunstrichtung eindeutig zuordnen. Ihr Schaffen enthält sowohl Aspekte des Surrealismus als auch der Naiven Malerei und individueller Mythologie. Viele von Ursulas Gemälden und Installationen strotzen mit ihren leuchtenden Farben und bunten Mustern vor Lebenskraft. In ihnen tummeln sich Fabelwesen aus antiker und jüngerer Mythologie, Naturschöpfungen und anthropomorphe Gestalten, die eine faszinierende aber auch gruselige Verbindung zwischen Imagination und Realität eingehen.
In dem Gemälde „Meine Berlin-Träume in Mittenwalde“ aus dem Jahr 1977 bietet sich den Betrachter*innen ein schillerndes Wesen ohne Vorbild auf schwarzem Grund dar, das aus so vielen Details gleichzeitig besteht, dass es eine eigene Welt bildet. In dieser erstrecken sich Gebäude unbekümmert vertikal in beide Richtungen, während Vegetation, Frauenkörper, Pfauen, Phönixe und andere gefiederte Geschöpfe ineinander übergehen. Dabei sind die einzelnen Partien großzügig oder tupfend aufgetragen, während andere Bereiche an Mosaike erinnern. Die warmen Gelb-, Orange- und Rottöne bilden einen spannungsvollen Kontrast zum leuchtenden Blau und zarten Flieder und mildern den Gruseleffekt des fantastischen Gebildes. Ähnliches lässt sich auch bei ihren Installationen wie dem „Ursula-Pelz-Haus“ von 1970 beobachten. Hier arrangierte die Künstlerin riesige Federn in bunt bemalten Schaufensterköpfen zu einem makabren Garten um einen Pavillon, der anstelle von wehenden weißen Stoffen aus schweren Pelzen zusammengesetzt ist. Die urtümliche Hütte wird von einem ausgestopften Fasan bekrönt, der sich mit fremden weißen Federn schmückt.
Ursula Schultze-Bluhm wurde 1921 in Mittenwalde bei Berlin geboren und begann, ab 1950 als Autodidaktin zu malen und Gedichte zu verfassen. Auf ihren regelmäßigen Reisen nach Paris lernte sie Jean Dubuffet kennen, der einige ihrer Werke für sein Musée de l’Art Brut erwarb. Ab 1958 schuf Ursula ihre Pelzassemblagen und unternahm mit ihrem Mann, dem Informel-Maler Bernard Schultze, Studienreisen nach New York, St. Petersburg, Sri Lanka, Thailand, Burma, Mexiko, Guatemala, Hongkong, Bali und Singapur. 1974 fertigte sie erstmals großformatige Zeichnungen in Sepia-Feder-Technik an. 1977 nahm sie an der Documenta 6 in Kassel und im Jahr 1979 an der Biennale von Sydney teil. In ihrem Spätwerk entstanden neben ihrer Malerei immer mehr Textarbeiten und Zeichnungen. Das Überbordwerfen von traditionellen Hierarchien und Geschlechterrollen zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Arbeiten. In ihrer Kunst zwang Ursula der Realität ihre eigene Vision auf und stellte sich in den verwirrenden Parallelwelten den eigenen Befindlichkeiten, Ängsten und Obsessionen. Eine wichtige Inspirationsquelle war ihr dabei die griechische Figur der Pandora, von der Talent, Segen und Grauen gleichermaßen ausgehen.
Die Ausstellung „Ursula – Das bin ich. Na und?“ läuft bis zum 23. Juli und hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 12 Euro und ermäßigt 8 Euro. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Umfang von 390 Seiten, der im Buchhandel für 38 Euro zu haben ist.
Museum Ludwig
Heinrich Böll Platz
D-50667 Köln
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