Weitere Details:
Über das Werk
Erich Heckel hat im Laufe seines Lebens viele Landschaften bereist, zahlreiche Berge bestiegen und manche Stunde an der Küste verbracht. Während er sich in den Wintermonaten in Berlin aufhielt, waren die Frühlingsmonate den Arbeitsreisen gewidmet, der Sommer zumeist einem Aufenthalt in Osterholz an der Flensburger Förde, wo das Ehepaar Heckel 1919 ein an der Steilküste gelegenes Bauernhaus mit zugehöriger Landwirtschaft erworben hatte.
Das Frühjahr 1927 führt den Künstler und seine Frau Sidi nach Franken an Main und Neckar, wo sie für einige Zeit auf dem Gut der Malerin Gertraud Rostosky in Würzburg zu Gast sind, die ein weltoffenes Haus führt. Auf dieser Reise entsteht offenbar auch das farbige Aquarell mit dem Titel „Im Taubertal“. Von Rothenburg aus fällt der Blick des Malers auf das liebliche Tal mit den umgebenden Weinbergen und dem Flüsschen Tauber, das sich seinen verschlungenen Weg durch die hügelige Landschaft bahnt. Im linken Bildteil sind die im 14. Jahrhundert errichtete Tauberbrücke mit ihren zwei übereinanderstehenden Bogenreihen und das Kobolzeller Kirchlein zu erkennen, im Zentrum des Blattes die historische Herrenmühle mit ihrem charakteristischen Mansardendach und ihren Scheunen und Nebengebäuden.
Während Stadt- und Naturlandschaft einerseits exakt erfasst sind, verleiht Heckel seiner Darstellung andererseits durch die flächige Staffelung des Bildraums und den Eigenwert der Farbe eine vitale Expressivität, die das Bild in Bewegung versetzt und es zum Vibrieren bringt. Es ist diese gelungene Verbindung von genauer Topografie und malerischer Freiheit, die dem Aquarell seine besondere Qualität verleiht.
Dr. Doris Hansmann, Kunsthistorikerin |