Ilse Bing (1899-1998) zählte in den 1920er und 1930er Jahren zu den Pionieren der Avantgarde-Fotografie. Als Fotojournalistin arbeitete sie zunächst für diverse Frankfurter Zeitschriften und seit Anfang der 1930er Jahre für führende französische Illustrierte, wie „Vu", „Arts et metiers graphique" und „Le Monde Illustre" u.a. Zu ihrer beruflichen Praxis gehörten zudem Architekturaufnahmen, Mode- und Porträtfotografien.
Anfang der 1930er Jahre war Ilse Bing die einzige Fotografin in Paris, die ausschließlich mit der 35mm Leica-Kamera arbeitete. Das leichte Gehäuse dieser Kleinbildkamera bot ihr die Möglichkeit von Spontanaufnahmen, was ihrem Interesse am Detail und am Festhalten eines Moments entgegenkam. Durch die hervorragende Technik und Qualität ihrer Aufnahmen wurde der Fotograf und Fotokritiker Emmanuel Sougez auf sie aufmerksam. In einem Aufsatz nannte er sie die „Königin der Leica".
Ilse Bing war eine äußerst experimentierfreudige Fotografin. Sie versuchte sich im Vergrößern von 35 mm Negativen, tastete sich an die Grenzen der Möglichkeiten von Nachtfotografien mit speziellen lichtempfindlichen Filmen heran und manipulierte ihre Aufnahmen nachträglich durch Solarisation.
Zentrale Themen in Ilse Bings Werken sind die Stadt, das Selbstbildnis, das Porträt, die Musik und der Tanz. Oftmals vermischen sich die einzelnen Kategorien auch in ihren Fotografien. Es sind stets Aufnahmen mit einer sehr individuellen Sicht auf ihre Umgebung. In Paris, wo sie sich ganz besonders „verwurzelt" fühlte, entstanden zum Beispiel Aufnahmen vom Eiffelturm, die ihre Faszination für diese Architektur und die Beleuchtung deutlich machen. Durch ihr ausgesprochenes Auge für das Detail entstanden formal und inhaltlich sehr aussagekräftige Aufnahmen, die oftmals den Gestaltungsprinzipien des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit folgen: extreme Aufsichten, interessante Nahansichten und ungewöhnliche Ausschnitte geben Einblicke in das urbane Gefüge und die Welt der flüchtigen Situationen und scheinbar unauffälligen Dinge.
Das Museum of Modern Art würdigte sie 1976 in ihrer unfreiwilligen Wahlheimat mit einer umfassenden Werkschau.
2005
- Ilse Bing, Andre Kertesz and the Paris Avant Garde, Edwynn Houk Gallery, New York
- Taking Place: Photographs from the Prentice and Paul Sack Collection , SFMOMA San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco, USA
- Certain Disagreeable Realities , Alan Koppel Gallery, Chicago, USA
- EXPLORE ¬ mehr als 15 Fotografen aus 15 Jahren , in focus Galerie, Köln, D
2004
- Die Kunst zu fliegen - In Film und Fotografie , NRW-Forum Kultur und Wirtschaft, Düsseldorf, D
2003
- Working Nine to Five: Vintage Photographs of People at Work, Lee Gallery, Winchester, MA
- "Vintage Photographs of NYC from the 1930s and 1940s", Lee Gallery, Winchester, MA
2002
- ›Große Lichtbildner des 20. Jahrhunderts‹, Paris 1930-1970 mit Ilse Bing , Frank Horvat , Willy Ronis , Edouard Boubat, in focus Galerie, Köln, D
2000
- Ilse Bing - A grand old lady´s vision, Galerie zur Stockeregg, Zürich
1999
Modern Women - Dora Maar & Ilse Bing, Stephen Daiter Gallery, Chicago, IL
1998
Images from the Machine Age, International Center of Photography, New York, NY
- Ilse Bing, Femmes, de l'enfance à la vieillesse, 1929-1955
- Ilse Bing: Three Decades of Photography, by Nancy Barrett, December 1985
- Numbers in images: Illuminations of numerical meanings by Ilse Bing
- Ilse Bing - Fotografien 1929-1956: Suermondt-Ludwig-Museum Aachen, 13. April-9. Juni 1996
- Ilse Bing, Paris 2004 Calendar
- Ilse Bing : Photography Through the Looking Glass
by Larisa Dryansky, Edwynn Houk (Hardcover - March 1, 2006)