Losnummer: 6335
Zu den zeitgenössischen Sammlern der gesuchten Werke von Giovanna Garzoni gehörten Mäzene wie die Medici oder Colonna. Zeitgenössischen Berichten ist zu entnehmen, dass sie für ihre Bilder jeden Preis fordern konnte. Garzoni verließ im 17. Jahrhundert den für Frauen vorgeschriebenen Lebenspfad und etablierte sich als eine der ersten erfolgreichen Künstlerinnen ihrer Zeit an den wichtigsten italienischen Höfen von Neapel bis Turin. Obwohl ihr Œuvre mit Portraits, Miniaturen, Historienbildern sowie kalligraphischen Arbeiten überaus facettenreich war, faszinieren heute insbesondere die botanischen Stillleben auf Pergament, die exakte Beobachtungsgabe mit einem höchst individuellen Stil verbinden. Diesen widmete sich Garzoni intensiv ab den 1640er Jahren in Florenz am Hofe der Medici, wo für sie für Großherzog Ferdinand II. und seine Familie wirkte.
Charakteristisch für Garzonis Arbeiten ist das Miniaturhafte: Punkt für Punkt und Strich für Strich formte sie Pflanzen, Früchte und kleine Tiere mit sensibler Präzision. Auf ihren Blättern ist die Natur lebendig, sie reift und welkt. So auch auf Vorliegendem, auf dem der Verfall einer Birne von der prallen Frucht am Zweig bis hin zum völligen Verschrumpeln wiedergegeben ist. Eine offene Mandel und eine Stubenfliege runden die reduzierte Komposition ab. Durch das Isolieren der Bildelemente auf dem weißen Untergrund ist die Konzentration auf das Essentielle maximal. Der sinnlichen Unmittelbarkeit der Darstellung entnimmt man Garzonis Neugierde für die sie umgebende Natur und deren Transformationsprozesse, die sie in raffinierten Bildern von immensem Charme zu übersetzten wusste.
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
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